Am Bauwerk der AGRA-Brücke im Leipziger Süden erfolgte eine stichprobenartige objektbezogene Schadenanalyse in Form der Untersuchung der Spannungsrisskorrosion (SpRK) von Spannstählen an mehreren festgelegten Stellen des Brückenbauwerks. Im Rahmen dieser Untersuchung waren der Umfang und die Schäden an Spannstählen festzustellen, welche sich aus einer möglichen Spannungsrisskorrosion ergeben. Hierunter versteht man die chemische und/oder elektrochemische Korrosion eines Werkstoffes bei gleichzeitiger Einwirkung eines Korrosionsmediums und einer statischen Zugbeanspruchung. SpRK verläuft meist unbemerkt und kann bei für diese Korrosionsart empfindlichen Spannstählen (Hersteller VEB Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf) zur Zerstörung des Werkstoffes führen. Das Versagensbild ist in der Regel ein schlagartiges, verformungsarmes Versagen der beanspruchten Stähle, meist ohne mit bloßem Auge erkennbare Korrosionsbildung.
Im Ergebnis der Untersuchung können mögliche Empfehlungen für den weiteren Umgang mit dem Bauwerk gegeben werden.

 

Die Grundlage für die Untersuchung bildeten folgende Richtlinien/Regelwerke:

  • Richtlinie für die Erhaltung von Ingenieurbauwerken
  • Handlungsanweisung zur Überprüfung und Beurteilung von älteren Brückenbauwerken, die mit vergütetem, spannungsrisskorrosionsgefährdetem Spannstahl erstellt wurden

 

Die Arbeiten umfassten hierbei folgende Schritte:

  • Freilegen der Spannstähle: Bereichsweises Entfernen der Hüllrohre und des Konstruktionsbetons. Unter Einsatz von zerstörungsfreier Technik (z. B. Radar) werden die Spannglieder geortet und die Untersuchungsstellen angezeichnet.
  • Visuelle Inspektionen: Dokumentation des Zustands der Spannstähle als auch die allgemein kritische Untersuchung des Bauwerks auf Durchfeuchtung an den Probeentnahmestellen sowie des Betons hinsichtlich seiner Einbauqualität (Ausblutungen, Fehlstellen, Betonierfugen etc.).
  • Messungen vor und während der Probenahme: Vorhandene Vorspannung und Einwirkungen durch Verkehr werden erfasst und die vorhandene Carbonatisierungstiefe an den frischen Bruchflächen am Konstruktionsbeton im Bereich der Untersuchungsstellen mit Hilfe von Indikatorlösung bestimmt.
  • Laboruntersuchungen: Proben der Spannstähle und des Betons werden geprüft und im Labor auf den Gehalt von Schadmedien analysiert bzw. hinsichtlich ihres Korrosionszustandes untersucht.
  • Schadensdokumentation: Alle relevanten Befunde werden umfassend aufgezeichnet.

 

Zum Hintergrund der Brückenprüfung:

Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden wurde der Bestand sächsischer Brücken entlang von Bundes- und Staatsstraßen erneut überprüft. Im Fokus steht der  verbaute Hennigsdorfer Spannstahl St 140/160 aus dem Produktionszeitraum bis 1993. In diesem Zusammenhang wurden potenziell betroffene Brücken identifiziert, darunter neun an Bundesstraßen und zehn an Staatsstraßen.

Die Untersuchung der Agra-Brücke ist Teil der Maßnahmen, um die Sicherheit und Funktionsfähigkeit des sächsischen Brückenbestands langfristig zu gewährleisten.

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Auf Grund unserer langjährigen Erfahrung und Expertise, u.a. im Bereich der Spannungsrisskorrosion, sind wir ihr geeigneter Ansprechpartner bei Fragen rundum die Themen Brückenbauwerke, Brückenprüfungen, Brückeninspektionen und eine mögliche damit in Verbindung stehende wissenschaftliche Betreuung.

 

Ihr Ansprechpartner

Dipl.-Ing. Marko Orgass
Geschäftsbereichsleiter

T +49 (0)341 6582-158
F +49 (0)341 6582-198

orgass@mfpa-leipzig.de

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